Hohe Veitsch II

Die Hohe Veitsch rief ein zweites Mal – und die Woidwuzzler kamen ein zweites Mal.

Als Belohnung für das sportliche Abschneiden der Woidwuzzler beim Veitscher Kleinfeldturnier, beorderte unser Präsident seine Gefolgsleute zu einem Ferienlager auf die Hohe Veitsch (1982m), dessen Ruf auch tatsächlich drei wetterfeste Mitglieder (Knalli, Tom und George) folgten. Und damit fand der Tag unmittelbar nach Spielabpfiff und einigen Bieren seine Fortsetzung und eigentlichen Höhepunkt, nämlich dem Anstieg vom Alpengasthof Scheikl über die sagenumwobenen, berühmten, berüchtigten 13 Serpentinen der Schaller (auch das steirische L`Alpe d`Huez genannt) zum Graf Meran Schutzhaus. Keine Angst liebe Bergsteiger und Naturliebhaber, der Streckenrekord war auch heuer nie in Gefahr. Der steile Aufstieg fand wieder unter schwierigsten klimatischen Verhältnissen statt (Kälte, Regen und Wind), doch Bergfex Charly (zerschnitt noch extra sein Winterreifenaufbewahrungssackerl, um es Tom als Regenschutz zur Verfügung zu stellen) und seine Mitstreiter bissen sich bis zum Schutzhaus durch. Im Unterschied zum Vorjahr, blieb der Aufstieg dieses Mal eher ereignisarm und die Höhepunkte fanden erst im Laufe des Abends sowie am darauffolgenden Tage statt. Nachdem wir, bis auf die Knochen durchnässt und vom Wind durchgebeutelt, unser Ziel so gegen 21.30 Uhr erreichten, mussten wir feststellen die einzigen Gäste zu sein, und so hielt sich die Freude der beiden guten Geister des Hauses, Schurl und Michi, doch in Grenzen, hatten sie sich bereits mit einem ungestörten Abend zu zweit angefreundet. Doch die vier Woidwuzzler zeigten kein Erbarmen und bestellten sofort mal einige große Getränke mit ein wenig roten Wein zum Wärmen. Nur unser Präsident schwächelte anfangs ein wenig und bestellte zuerst noch ein Cola dazu – jedoch merzten wir diesen Fehler sofort aus.  Und sogar der Hüttenwirt fragte am nächsten Tag noch beim Zahlen: „Charly, wem hast du eigentlich das Cola geschenkt?“ – er ist ein großer Mann, und sogar eine etwaige Aufnahme der beiden als Ehrenmitglieder wurde diskutiert (allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt – Antrag folgt). Der nassen Kleidung entledigt, den ersten Durst gelöscht, wurden wir dann doch noch durch das Hüttenpaar Schurl (bekennender Sturm Graz Fan – Gott habe ihn selig) und Michi freundlich willkommen geheißen und verharrten bei Speis, Trank und ohne Kartenspiel bis weit nach Mitternacht. So sparte die Mehrheit etwas Geld beim Spiel, ist doch wohl bekannt das Charly und Ferdinand Piatnik irgendwie miteinander zu tun hatten, zumindest früher einmal. So konnte das Ersparte wesentlich intensiver in Getränke und diverse kulinarische Köstlichkeiten investiert werden, und keiner von uns ließ sich lumpen. Es wurde kurz über das Abendessen diskutiert und schlussendlich raffte sich der Schurl dann doch auf und zauberte uns eine warme Platte auf den Tisch, die wir unser Leben lang nicht vergessen werden. Um den Eisal jetzt nicht allzu sehr in Verlegenheit zu bringen, belasse ich es dabei, und zähle nicht auf das unter anderem einige Bratal, Würstal, Knödal, Kartoffal in einer herrlichen Sauce usw. drauf waren. Wir waren so sprachlos und so glücklich, das wir vergaßen nach etwas Gebäck zu fragen – jedoch ging es auch dem Schurl so, er vergaß nämlich die Baguettes aus dem Ofen zu nehmen und merkte dies erst als es bereits zu spät war, nämlich am nächsten Morgen, schade darum. Und so kam es, wie es kommen musste, wir verbrachten gemütliche Stunden neben der Ofenbank in einer so entspannten Atmosphäre, die seinesgleichen suchen muss. Es wurde über Gott und die Welt philosophiert, dabei getrunken und gelacht, und die Zeit verrann wie im Fluge, und wie immer viel zu schnell. Und so kam es, wie es kommen musste, der Wein tat sein übriges dazu, alle (vor allem unser Präsident) wurden mutiger und tatendrangiger. Erzählte Schurl noch das schon Hand- und Kopfstände vorgeführt wurden, an der Stange getanzt wurde, meinte unser Präsident er sei im xxx-ten Frühling und bot ebenfalls eine artistische, zirkusreife Übung an. Er vermaß die ihm zur Verfügung stehende Fläche, sammelte seine ganzen körperlichen und geistigen Kräfte und setzte an. Und dann geschah es, er vollzog ihn, den Purzelbaum – und die Päsidenten-Rolle war geboren. Böse Zungen behaupten sie hätten den einen oder anderen Knochen gehört und es soll sogar sensationelle, einzigartige Videoaufnahmen davon geben. Trotz extremer Gemütlichkeit auf der Ofenbank bezogen wir schlussendlich doch unsere Zimmer und schliefen den Schlaf der Gerechten. Die doch in etwas Überfluss konsumierten Getränke und Speisen machten es jedoch notwendig, dass die ganze Nacht hindurch reichlich Betrieb in der Hütte war, vor allem auf dem Weg zur Toilette ereigneten sich Sensationen . Unbestätigten Meldungen zufolge fielen manche die letzten beiden Stufen runter, andere wiederum schienen den Kater mit einer Katze verwechselt zu haben – wie gesagt alles nicht bestätigt.

Ausgeruht und erholt traf sich die Mannschaft am nächsten Morgen wieder geschlossen zum Frühstück und stärkte sich mit frischem Kaffee und selbstgemachten Marillenmarmeladebroten für den nicht minder gefährlichen Abstieg. Die Windgeschwindigkeiten ließen auch an diesem Tage nicht locker, und vereinzelt zeigten sich sogar einige Schneeflocken. So entschieden wir uns nach einer kurzen Beratung für ein Fluchtachterl, und mit vereinten Kräften und abermaliger profimäßiger Anleitung unseres Bergführers Charly und des Hüttenwirtes Schurl, meisterten wir auch diese Herausforderung. Es blieb nicht bei einem, und so schaffte es Schurl auch diverse Altlasten (Rotwein in Dopplerform, Obstler in Sprühform) loszuwerden und an die Woidwuzzler zu bringen. So verzögerte sich der Abstieg um ein Paarhundertminuten. Nachdem auch der letzte Tropfen getrunken war, begann der Weg ins Tal dann endgültig so gegen 15 Uhr und wurde von allen meisterlich bewerkstelligt. Wiederum war es notwendig, etwas Obst zu sich zu nehmen, und da der Teufel bekanntlich auch bei Schlechtwetter nicht schläft, gab es die eine oder andere Abkürzung in aerodynamischer, bodennaher, liegender Haltung. Es kam jedoch jeder ohne gesundheitliche Defizite ans Ziel und leider vergeht in luftiger Höhe die Zeit bekanntlich auch nicht gerade langsamer und  so ging auch dieser einzigartige und grandiose Ausflug schön langsam seinem Ende zu. Glücklich, und zu Recht auch ein wenig Stolz auf die erbrachte Leistung, erreichten wir unseren Startpunkt (wider allen Erwartungen in derselben Mannschaftsstärke), wo sich unsere Wege endgültig trennten.

Ich denke ich spreche im Namen aller, wenn ich mich bei folgenden Personen noch einmal ganz, ganz herzlich bedanken möchte:

  • Bergführer, Bergfex und Präsidentenroller Charly
  • Graf Meran Schutzhaus (Danke Michi, danke Schurl. Und irgendwann streichen wir die Bude schwarz-weiss)
  • Ferdinand Piatnik und Söhne (für die Abwesenheit)
  • Wettergott (es hätte schlimmer kommen können als letztes Jahr, und es kam schlimmer)
  • Allen teilnehmenden Woidwuzzlern (Charly, Knalli, Tom und George)

In diesem Sinne bleibt mir nur noch ein gewaltiges „Berg Frei“ und ein dreifaches Wuzzler, Wuzzler, Wuzzler auszusprechen.

Fotos: https://www.woidwuzzler.at/?page_id=1141

2 Gedanken zu „Hohe Veitsch II“

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